Wie unsere Kinder Informationen einschätzen lernen

Interview mit Sophie Rohrmeier

3malE hat Sophie Rohrmeier zu ihrer Arbeit für das #Faktenfuchs-Team befragt.

• Wie entscheidet euer #Faktenfuchs-Team, welche Nachrichten überprüft werden? Kann es zum Beispiel auch sein, dass ihr von jemandem (z. B. Politikern/Organisationen etc.) beauftragt werdet, bestimmte Meldungen zu überprüfen?

  Nein, wir werden von niemandem beauftragt, weder von Politiker:innen noch von Organisationen. Wir überprüfen Behauptungen und Bilder, die auf Social Media kursieren oder uns über Mails von Leser:innen erreichen. Wir entscheiden im Team, welche wir prüfen. Dabei kommt es darauf an, dass sie überprüfbar sind. Das bedeutet aber nicht, dass wir auch tatsächlich zu einem eindeutigen Schluss kommen. Und wir fragen: Wie verbreitet ist die Falschinformation? Wir wollen Nischen-Gerüchten nicht mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Die Behauptungen müssen eine gewisse Relevanz haben - und das Potential, Menschen zu verunsichern.

• Welche Quellen nutzt ihr, um Nachrichten zu überprüfen und wie läuft der Prozess generell ab?

  Wir nutzen öffentlich zugängliche Quellen aus dem Internet und recherchieren - ergebnisoffen - nach üblichen journalistischen Regeln und Standards: Wir sprechen mit zuständigen Behörden und relevanten Expert:innen. Den Artikel redigieren mindestens zwei Kolleg:innen innerhalb des Teams. Das heißt, wir lesen Korrektur, prüfen unsere Recherchen kritisch, thematisieren offene Fragen und versuchen, unklare Punkte aufzulösen. Dann redigieren noch einmal Kolleg:innen aus der Nachrichten- und gegebenenfalls aus einer Fachredaktion des BR.

• Wer nutzt den BR24 #Faktenfuchs hauptsächlich?

  Wir machen die Faktenchecks vor allem für Menschen, denen Gerüchte begegnen und die dadurch verunsichert sind. Wenn diese Menschen im Netz nach Fakten zu einem solchen Gerücht suchen, sollen sie verlässliche Informationen finden. Mit dem BR24 #Faktenfuchs wollen wir auch der Gefahr vorbeugen, dass Verunsicherte nur mehr Verschwörungstheoretisches finden und es sie so vielleicht tiefer in diese Spirale zieht. Unsere Artikel können alle Menschen nutzen, die zu einer bestimmten Behauptung die verfügbaren Fakten suchen.

• Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Wie beeinflusst das eure Arbeit bzw. welches Thema rund um KI beschäftigt euch gerade?

  Wir verfolgen die Entwicklungen, auch die von computergestützten Programmen, die KI erkennen sollen. Und wir beobachten zunehmend Fälle von Falschinformation mittels KI. Aber es verändert unsere Arbeit bislang nicht grundlegend: Wir versuchen wie sonst auch, den Tatsachen auf den Grund zu gehen. Wer einen “Fake” ursprünglich in die Welt setzte, das war auch vor der Zeit der KI oft nicht eindeutig zu klären. KI-generierte Bilder und auch mit KI bearbeitete Videos werden aber immer besser, und wir alle müssen up-to-date bleiben, um zu wissen, was da kursiert.

• Welche Fähigkeiten brauchen Kinder und Jugendliche beim Umgang mit Informationen und Nachrichten? Und was für eine Rolle dabei spielt Medienkompetenz in der Schule/in der Familie?

  Es ist wichtig, wahrzunehmen, was bestimmte Informationen mit einem machen. Gerade Desinformation zielt auf unsere Gefühle ab - sie soll Wut und Angst auslösen. Dann sollte man einen Schritt zurücktreten und versuchen, selbst zu recherchieren. Oft hilft schon eine einfache Suche mit einer Suchmaschine. Zentral ist, einschätzen zu lernen, was gute Belege sind - und dass es oft die einfache Schlussfolgerung oder Erklärung nicht gibt. Das alles sollte in Familie und Schule besprochen werden - und dort eine größere Rolle spielen. Kinder und Jugendliche sollten auch verstehen, welche Gefahr von Desinformation ausgehen kann. Denn sie greift teils gezielt den gesellschaftlichen Zusammenhalt oder demokratische Institutionen an. Deshalb sind “Fakes” nicht egal.